Ein Lebewesen – nur ein Reagenzglas?

  • Beitrag veröffentlicht:Februar 10, 2021
  • Beitrags-Kategorie:Biologie / Gesundheit
  • Lesedauer:3 min Lesezeit

Wahrlich, Lebewesen haben einen Körper in dem biochemische und biophysikalische Prozesse in großer Zahl ablaufen. Was liegt also näher, sie als laborähnliche Apparatur, oder noch einfacher zu einem Reagenzglas, zu abstrahieren? Neben der physiologischen Beschreibung widmet sich die Biologie vor allem der Erforschung dieser Prozesse.

Verfolgt man den Diskurs über biologische und medizinische Fragen, entsteht schnell der Eindruck, dass dieses Bild, mehr oder weniger bewusst, bei vielen fest verankert ist.

Aber ist dieses mechanistische Bild vollständig?

Gerade die Beschäftigung mit Medizin wirft hier viele Fragen auf. Warum sind manche Menschen kerngesund obwohl sie sich, biochemisch betrachtet, ungesund ernähren? Warum werden andere, obwohl sie über aus gesund leben, krank? Warum wirken medikamentöse Therapien manchmal und manchmal nicht? Dass gleiche Ausgangsbedingungen zu unterschiedlichen biochemischen Prozessen führen können, zeigt auch das Beispiel, wie unterschiedlich sich bei verschiedenen Menschen gleiches Essverhalten äußert. Mit einer unterschiedlichen Biochemie allein ist vieles nicht zu erklären.

Gibt man dagegen in verschiedene Reagenzgläser unter gleichen physikalischen Bedingungen gleiche Chemikalien, finden gleiche chemischen Reaktionen in gleichem Ausmaß statt. Wie die oben genannten Beispiele zeigen, ist dies bei Lebewesen oftmals nicht der Fall. Aber warum ist das so? Stimmt an dem mechanistischen Bild eines Lebewesens als Reagenzglas etwas nicht, oder ist es zumindest unvollständig?

Worin besteht also der Unterschied zwischen einem Reagenzglas und einem Lebewesen, so dass bei dem einen Biochemie und Biophysik ausreichen, um die Phänomene zu erklären und bei dem anderen nicht?

Im Gegensatz zu Reagenzgläsern haben Lebewesen ein Nervensystem. In diesem werden Informationen über die stattfindenden biochemischen und biophysikalischen Prozesse verarbeitet und sie werden vom Nervensystem gesteuert und koordiniert. Eine Autonomie einzelner Organe oder Zellen ist wegen der Steuerung durch das Nervensystem wenn überhaupt, dann nur mit geringsten Spielräumen, existent.

Im Nervensystem werden Reize aus der Umwelt verarbeitet, Gedanken und Emotionen gebildet. Das meiste davon ist unbewusst, anderes bewusst. Manches kann durch Bewusstsein beeinflusst werden, anderes nicht. Die Summe dessen, was im Nervensystem stattfindet, soll an dieser Stelle, der Gesundheitsdefinition der Weltgesundheitsorganisation folgend, als Geist bezeichnet werden. Und last but not least, manche Lebewesen haben eine äußerst einfache Geisteswelt, manche eine sehr komplexe.

Zusammenfassend ergibt sich aus obigen Ausführungen, dass eine Beschreibung biologischer Prozesse nur dann vollständig sein kann, wenn das Nervensystem und damit die geistige Komponente in die Betrachtung einbezogen sind. Eine Betrachtung ausschließlich der körperlichen Ebene mit Hilfe von Biophysik und Biochemie ist genauso unvollständig wie eine rein geistige. Biologische Prozesse haben immer eine geistige, eine nervliche und eine körperliche Komponente.

Dies gilt auch für Krankheiten, denn sie sind, wissenschaftlich betrachtet, nichts weiter als biologische Prozesse.