Seit mehr als einhundert Jahren gilt die These, dass es pathogene, d.h. krank machende, Mikroben gibt, sie sollen Auslöser der sogenannten Infektionskrankheiten sein.
Diese These ist jedoch seit ihrer Formulierung umstritten, nach jahrzehntelanger breiter Akzeptanz mehren sich wieder Zweifel. Die Erkenntnis, dass Mikroben überall zu finden und wichtiger Bestandteil eines jeden Ökosystems, also auch eines jeden Lebewesens, sind, ist zunehmend im Bewusstsein.
In Kombination mit manchen Symptomen werden vermehrt bestimmte Mikroben beobachtet. Diesen wird dann die Pathogenität unterstellt. Nichtsdestotrotz werden immer wieder die Symptome, ohne dass die dazugehörigen Mikroben nachgewiesen werden konnten, beobachtet. Der umgedrehte Fall kommt auch sehr häufig vor, dass nämlich eine vermehrtes Vorhandensein von Mikroben nachgewiesen wird, ohne dass Symptome erkennbar sind.
Daher stellt sich nun die Frage nach Zusammenhängen zwischen Symptomen und Mikroben erneut.
In der Infektionstheorie wird davon ausgegangen, dass pathogene Mikroben von außen kommen, sich vermehren und die Symptome auslösen. Daher entsteht das weit verbreitete Bild, dass Mensch und Tier in ständigem Kampf gegen diese stehen und bei gut funktionierender Abwehr gesund bleiben. Für diese Abwehr ist das sogenannte Immunsystem verantwortlich. Es besteht das Bild von Räuber und Jäger oder auch von Parasit und Wirt.
Diesem Bild steht als wichtiger Fakt entgegen, dass Mikroben, denen eine pathogene Wirkung nachgesagt wird, auch in gesunden Lebewesen gefunden werden. Darüber hinaus sind zahlreiche Lebensfunktionen ohne Mikroben undenkbar. Der gesamte Prozess der Nährstoffaufnahme z.B. würde bei vielzelligen Lebewesen ohne die Aufspaltung durch Mikroben nicht funktionieren.
Jedes Lebewesen erfüllt die Kriterien eines Ökosystems, auch als Biom bezeichnet. Ökosysteme sind offene Systeme, es gehen Energie und Stoffe hinein, werden verändert und gehen wieder hinaus. Durch das symbiotische Zusammenleben vielzelliger Lebewesen mit Mikroben ist eine Betrachtung aus dem Blickwinkel des gegenseitigen Nutzens und der Funktionen im Ökosystem naheliegend und soll hier weiterverfolgt werden.
Aus der Ökologie ist bekannt, dass das Milieu, also abiotische Faktoren wie Nährstoffangebot, Licht, Wasser, Temperatur u.a., über die Artzusammensetzung an einem Ort entscheidet. Bei länger anhaltendem konstanten Milieu ist diese relativ stabil, Änderungen hingegen ziehen Änderungen der Artzusammensetzung nach sich.
Jede Art versucht sich, um das eigene Überleben zu sichern, so stark wie möglich zu vermehren. Die Grenzen der Vermehrung werden letztlich vom Milieu gebildet. In vielen Fällen sind nicht Licht, Temperatur oder andere abiotische Faktoren die begrenzenden Faktoren, sondern das Nahrungsangebot. Kein Lebewesen vermehrt sich mit dem Ziel seiner Nahrungsgrundlage oder Umwelt zu schaden, das einzige Ziel liegt in seinem eigenen Überleben und der Erhaltung der Art. Selbst Parasiten, die ihren Wirt Energie und Nährstoffe entziehen, verfolgen ausschließlich das Ziel des eigenen Überlebens und der Vermehrung.
Aus diesem ökologischen Ansatz folgt, dass es veränderte Bedingungen sein müssen, die zu einer Veränderung des Mikrobioms führen – wenn auch nur temporär wie bei den sogenannten Infektionskrankheiten. Daher stellt sich nun die zweite, vertiefende, Frage nach der Rolle von Mikroben im Falle besonderer körperlicher Symptome und welche konkreten Gründe es für ihre Vermehrung geben kann.
Wie bereits erläutert, folgt die Artzusammensetzung an einem Ort dem Milieu und nicht umgedreht. Das Nahrungsangebot kommt als wichtiger Faktor des Milieus einer Art in Frage, insbesondere dann, wenn andere Faktoren wie z.B. Licht, Wasser, Temperatur konstant sind. Mikroben, d.h. Bakterien und Pilze, aber auch Läuse, Milben, Ameisen und viele Würmer sind im ökologischen Stoff- und Energiekreislauf die sog. Destruenten. Sie fressen totes organisches Material und scheiden anorganisches Material aus. Einer Vermehrung von Mikroben geht daher die vermehrte Entstehung toten organischen Materials voraus, d.h. der vermehrte Tod von Körperzellen.
Das Absterben und der Wiederaufbau einzelner Zellen ist Teil der ständigen Regeneration vielzelliger Lebewesen. Sterben vermehrt Körperzellen, finden Mikroben diese als Nahrung und können sich vermehren. Als Ursachen kommen Unterversorgung, z.B. durch Stress, aber auch Verletzungen in Frage. Das von den Mikroben ausgeschiedene, sehr feinstoffliche, anorganische Material kann mit Hilfe der Körperflüssigkeiten transportiert und ausgeschieden werden.
Es zeigt sich an dieser Stelle, dass eine Temperaturerhöhung, d.h. Fieber, die Vermehrung von Mikroben fördert und damit die Ausscheidungsprozesse beschleunigt.
Zahlreiche Krankheitssymptome gehen mit einer Gewichtsabnahme einher. Dies hat einerseits seine Ursache im Wasserverlust im Zuge der Ausscheidung als auch mit dem Abbau toten organischen Materials.
Somit erklärt sich auch der oftmals unangenehme Körpergeruch im Falle von Krankheit.
Mikroben sind Bestandteil aller biochemischen Prozesse vielzelliger Lebewesen. Im Falle von Krankheit sind sie Teil der Ausscheidungsprozesse. Sie wandeln totes organisches Material in anorganisches um und machen es daher ausscheidbar.
Fazit:
- Dem vermehrten Vorhandensein von Mikroben gehen andere körperliche Ereignisse voraus.
- Mikroben sind nicht Auslöser sondern Folge körperlicher Symptome.
- Bei Auftreten körperlicher Symptome kommt Mikroben die Aufgabe einer Art Müllabfuhr zu.
- Krankheitssymptome, insbesondere die der sogenannten Infektionskrankheiten, sind Teil der Reinigungs- und Regenrationsprozesse von Lebewesen.